Die Push-Drop-Technik – Die einzig „wahre“ Drop-Technik
Das Überwinden von Drops gehört zu den aufregendsten, aber auch herausforderndsten Techniken beim Mountainbiken. Ein sauber ausgeführter Drop vermittelt nicht nur ein unglaubliches Gefühl von Kontrolle und Flow, sondern ist auch ein wesentlicher Skill, um anspruchsvolles Gelände sicher zu meistern. Eine besonders universelle und effektive Methode, um Drops aller Art zu bewältigen, ist die Push-Drop-Technik. In diesem Beitrag erklären wir dir Schritt für Schritt, wie du diese Technik meisterst und sicherer sowie selbstbewusster springst.
Was ist ein Drop – und warum ist Technik entscheidend?
Ein Drop ist eine Geländeform, bei der der Boden unter dir plötzlich abfällt – sei es durch eine natürliche Kante, einen Felsen oder ein gebautes Hindernis. Die Richtung des Sprunges geht also eher passiv nach unten. Also eher ein kontrolliertes Fallen wie ein Tropfen (Drop). Die Herausforderung besteht darin, stabil in der Luft zu bleiben und sanft zu landen, ohne dabei die Kontrolle zu verlieren. Eine schlechte Technik kann zu harten Landungen, Stürzen oder auch Schäden am Bike führen.
Die Push-Drop-Technik ist eine universelle Methode, die unabhängig von Drop-Höhe, der -Beschaffenheit und der Anfahrtsgeschwindigkeit funktionieren kann. Sie setzt auf Kontrolle, richtiges Timing und Balance, anstatt sich nur auf Geschwindigkeit oder „einfach drüberrollen“ zu verlassen.
Warum die Push-Drop-Technik?
Die Push-Drop-Technik kombiniert Elemente aus der Bunny-Hop-Technik und der aktiven Bike-Kontrolle. Im speziellen ist die Bewegung sehr ähnlich dem Manual Impuls, bei dem das Bike aus einer tiefen Position heraus, unter dem Körper nach vorne geschoben wird. Dadurch wird der Schwerpunkt nach hinten verschoben wenn das Vorderrad die Kante überfährt. Dadurch fällt es nicht sofort in die Tiefe sondern fährt „in der Luft“ weiter gerade aus. Kurz danach, wenn das Hinterrad ebenfalls die Kante überfährt, kommt der Schwerpunkt wieder zentral über das Bike, damit Vorderrad und Hinterrad gleichzeitig in die Landung fallen. So kann man auch einen hohen Drop oder eine Stufe in steilem Gelände auch langsam und kontrolliert springen. Das macht sie besonders vielseitig und sicher – ideal für Anfänger bis Fortgeschrittene.
Vorteile der Push-Drop-Technik:
- Sicherheit: Du erhöhst nicht zusätzlich die Höhe und Weite eines Drops und kannst auch langsamer anfahren.
- Universell einsetzbar: Funktioniert bei kleinen Kanten genauso wie bei größeren Drops. Auch wenn du langsam oder schneller anfährst. Es verändert sich lediglich das Timing und die Ausprägung der Push-Bewegung.
- Sanfte Landung: Du kannst die Flugbahn und das Landeverhalten des Bikes besser steuern.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Push-Drop-Technik
1. Die richtige Vorbereitung
- Bike-Check: Stelle sicher, dass dein Bike und Equipment in einwandfreiem Zustand ist. Fahre und übe niemals ohne Helm oder Schutzausrüstung!
- Parkplatz-Übung: Über immer erst den Bewegungsablauf und das Timing unter sicheren Bedingungen. Erst wenn du dir sicher bist, gehe an einen geeigneten Übungs-Drop.
- Spot Check: Schaue dir deinen Übungs-Drop genau an. Überlege dir wie du ihn anfährst, welche Geschwindigkeit du brauchst und wo du landen willst.
- Blick: Schaue bei der Anfahrt auf die Drop Kante um dein Timing abzustimmen. Versuche aber auch so früh wie möglich die Landung anzuvisieren um den Impuls deiner Bewegung an deine Geschwindigkeit anpassen zu können.
2. Die Parkplatz-Übung
Es ist wichtig den Bewegungsablauf und das Timing vorab auf einer freien Fläche einzuüben. Denn es kann etwas dauern bis man die richtige Position und den richtigen Impuls findet.
Bewegungsablauf:
- Anfahrt in einer zentralen Grundposition, mittlere Geschwindigkeit.
- Körperschwerpunkt absenken in eine tiefere Grundposition (Attack-Position) als Ausholbewegung. Dabei werden Arme und Beine (Knie und Sprunggelenk) gebeugt.
- Mit etwas Schwung schiebt man dann über eine Streckung der Arme den Lenker nach vorne. Dabei wandert das Körpergewicht auf die Pedale. Knie und Sprunggelenk bleiben gebeugt. Es sollte kein Absprung nach oben erfolgen, sondern nur eine Schwerpunktverschiebung nach hinten. Dabei sollte das Vorderrad kurz leicht werden. Das Gewicht wandert auf die Pedale als ob man mit den Füßen seine Hinterrad Federung komprimieren wolle. Aber darauf achten, dass die Beine nicht durchgestreckt werden!
- Wichtig! Bei dieser Übung sollten immer die Finger an beiden Bremsen bleiben. Ist der Schwerpunkt auf einmal zu weit hinten (hinter der Hinterrad-Achse) könnte man nach hinten umkippen. Um das zu verhindern kann man abspringen oder die Hinterrad-Bremse ziehen.
- Zum Absetzen des Vorderrades zieht man sich über die Arme wieder nach vorne zentral über das Bike. So kann man beim
3. Die richtige und wichtige Körperposition
Die Position auf dem Bike und die Gelenkstellungen sind wichtig für eine einwandfreie Drop-Bewegung. Vor allem an dem Punkt wo der Schwerpunkt nach hinten verlagert und das Vorderrad entlastet ist.
- Die Arme sind annähernd gestreckt und bleiben gestreckt bis ich wieder mit dem Schwerpunkt zentral komme. (denn über eine Streckung erzeuge ich ja die Schwerpunkt-Verschiebung)
- Die Knie sind gebeugt und bleiben auch gebeugt.
- Das Sprunggelenk ist gebeugt und bleibt auch gebeugt. Nur so kann ich beim späteren Drop-Vorgang den Kontakt der Füße zu den Pedalen aufrecht erhalten.
- Die Hüfte wandert etwas hinter den Sattel
- Der Oberkörper bleibt leicht aufrecht, Rückenmuskulatur angespannt – Körperspannung halten
- Zeigefinger an den Bremsen
4. Das Timing
Wenn dieser Bewegungsablauf gut funktioniert, kannst du dich auf das Timing konzentrieren. Suche dir eine Stelle die eine Drop-Kante simulieren kann. Ideal dazu ist eine Linie auf dem Boden oder eine kleine Bordsteinkante. Dann dann hast du schon deinen ersten kleinen Drop.
- Versuche die Bewegung einzuleiten, noch solange dein Vorderrad Kontakt zum Untergrund hat
- Komme wieder mit dem Schwerpunkt zentral wenn dein Hinterrad ebenfalls die simulierte Drop-Kante überrollt
5. Die Anfahrt
- Wähle eine gleichmäßige Geschwindigkeit, die dir genug Kontrolle gibt – weder zu langsam noch zu schnell.
- Je schneller du anfährst, umso geringer und kürzer muss deine Drop-Bewegung ausfallen.
- Halte die Pedale waagerecht (Parallelstellung) und deine Finger locker auf den Bremsen, falls du vor dem Drop deine Geschwindigkeit korrigieren musst.
6. Der Push-Move
Dies ist der entscheidende Teil der Technik:
- Gewichtsverlagerung: Sobald das Vorderrad die Kante erreicht, verlagere dein Gewicht leicht nach hinten, aber bleibe aktiv und in Kontrolle. Schiebe Das Vorderrad mit einer Streckung der Arme über die Kante. Wie stark der Impuls über das „nach vorne Schieben“ deines Lenkers ausgeführt wird, ist stark abhängig von deiner Fahr-Geschwindigkeit. Bist du langsam muss der Impuls stärker erfolgen, das dein Hinterrad länger brauch um um über die Kante zu rollen. Daher muss das Vorderrad länger entlastet werden.
- Push-Bewegung: Drücke aktiv mit den Armen das Bike nach vorne und unten, um das Vorderrad abzusenken und den Hinterreifen gleichmäßig folgen zu lassen. Diese Bewegung gleicht einem sanften „Abrollen“ von der Kante – jedoch in der Luft.
- Beachte, dass die Beine dabei gebeugt bleiben und die Fersen unten.
7. In der Luft
- Sobald das Hinterrad über die Kante Rollt, kommt dein Körperschwerpunkt wieder nach vorne in eine zentrale Position.
- Balance halten: Bleibe zentral über dem Bike. Ziehe nicht zu stark am Lenker, um ein Überschlagen zu vermeiden.
- Blick nach vorne: Schaue immer zum Landepunkt, um die Ausrichtung des Bikes zu steuern.
- Locker bleiben: Verkrampfungen in Armen oder Beinen führen zu instabilen Bewegungen.
- In der Flugphase sind Arme und Beine dann relativ gestreckt um die Landung abfedern zu können
8. Die Landung
- Zentrale Landung: Ziele darauf, beide Räder gleichzeitig auf den Boden zu bringen. In einer Kompression wie einer Landung sollte der Schwerpunkt immer zentral über dem Bike sein.
- Aktives Dämpfen: Federe die Landung mit gebeugten Armen und Beinen ab, um den Stoß zu minimieren.
- Weiterfahren: Da deine Finger auch während des Drop-Vorgangs an der Bremse sind und dein Schwerpunkt in der Landung zentral ist, hast du sofort die Kontrolle über das Bike um weiterzufahren.
Übung macht den Meister
Um die Push-Drop-Technik zu beherrschen, beginne mit kleinen Kanten oder Drops. Suche dir eine sichere Stelle, bei der die Landung eben und fehlerverzeihend ist. Arbeite dich erst langsam zu höheren Drops vor, während du Selbstvertrauen aufbaust. Ideal dazu ist eine Drop Batterie in einem Bikepark. Auch in urbanem Gelände finden sich immer wieder Stellen an denen man gut üben kann.
Fazit: Flow und Kontrolle bei jedem Drop
Die Push-Drop-Technik ist ein universeller Ansatz, um Drops sicher und kontrolliert zu bewältigen. Sie ist für Anfänger genauso geeignet wie für fortgeschrittene Fahrer und Profis, die größere Hindernisse meistern möchten. Mit Übung und einem aktiven Fahrstil wird sie schnell zu einer Kernkompetenz deines Trail-Repertoires – und lässt dich mit mehr Flow und Spaß fahren.
Also ab aufs Bike, und probiere es aus! 🌟🚵♂️
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