Gelegentlich bekommen wir von Teilnehmern kurz vor der Durchführung unserer Fahrtechnik-Kurse die Frage gestellt, was denn passiere wenn es an dem Kurstermin regnen würde. Nun, die Antwort ist dann immer kurz und einfach: „in der Regel – garnichts – alles wie geplant“. Natürlich gibt es zu der Regel auch Ausnahmen, nämlich dann, wenn Leib und Leben in Gefahr sind wie z.B. bei Sturm oder Gewitter. Auch bei manchen Locations ist es machmal bei schlechtem Wetter nicht möglich einen sinnvollen Kurs durch zu führen. In diesen Fällen werden die Kurse kurzfistig abgesagt und es gibt einen Ersatztermin.

Außerdem können wir aus Erfahrung sagen, dass die Kurse unter den widrigsten Bedingungen nicht selten die spassigsten waren ;).

Mountainbiken im Matsch und Regen

Warum ist es sinnvoll auch bei schlechtem Wetter einen Kurs zu machen?

Eigentlich ganz einfach. Das tolle an unserem Sport ist, dass es ein Alljahres- und Allwetter-Sport ist. Wenn man nur seinen inneren Schweinehund überwindet und es erst mal schafft sich auf zu raffen, kann man bei fast jedem Wetter auf dem Bike Spass haben. Passende Kleidung und Equipment verstärken hier den Genuss in Schlamm oder Schnee. Jede Art von (subjektiv) schlechtem Wetter hat seinen Reiz und auch seine speziellen Anforderungen an Mensch und Material. Daher ist es wichtig seine Fahrtechnik bei widrigen Bedingungen zu trainieren, denn verbesserte Fahrtechnik bei schwierigen Verhältnissen verbessert auch die allgemeine Fahrtechnik bei Sonnenschein.

Mountainbike Drop im Schnee

Bewegungsvariation und Handlungsalternativen – oder Training unter variablen Bedingungen

Um generell seine Fahrtechnik zu verbessern müssen viele Bewegungserfahrungen unter allen erdenklichen Bedingungen gesammelt werden. Das heißt, es müssen möglichst viele unterschiedliche Bewegungsvarianten erlernt werden, damit diese automatiesiert und abgerufen werden können, wenn sie plötzlich vom Fahrer auf dem Trail abverlangt werden. Dazu zählen Variationen der Strecke (technischer Anspruch, Steilheit, Stufen, Sprünge, Streckenlänge…), des Untergrundes (trocken bis schlammig, erdig, sandig, staubig, tief, locker, steinig, laubig, verschneit, Tiefschnee, festgetretener Schnee, Schneematsch, gefrorener Boden usw…) und Variationen der Sicht (neblig, nass, mit verschmierter oder halb beschlagener Brille, Schneefall, dunkel, hell…). Viele dieser Variationen hat man eben nur bei winterlichem oder regnerischem Weter. Darüber hinaus gibt es noch weitere Variationsmöglichkeiten die noch über die Verwendung des Materials und auch den eigenen Erschöpfunszustandes gehen. Aber festzuhalten ist, dass man sein Bewegungs-Repertoire möglichst weit gestalten sollte um auf dem Trail nie in ein Situation zu kommen, auf die man nicht vorbereitet ist. Darum ist es sinnvoll auch bei schlechtem Wetter aufs Rad zu gehen, zu üben und Spass zu haben.

Mountainbike Kurse im Schnee

Was mir das Biken bei schlechtem Wetter erleichtern kann

Kleidung: Man sollte natürlich vermeiden aus zu kühlen. Keine Tour macht Spass wenn man nur noch am zittern und frieren ist. Daher ist funktionelle und atmungsaktive Kleidung für entsprechnede Temperaturen von Vorteil. Ich schwöre dabei auf das Zwiebel-Priziep mit verschiedenen Lagen. So kann man schnell auch mal reagieren wenn es doch zu warm wird. Für die schnelleren bergab Passagen ist es sinnvoll zusätzlich eine winddichte Jacke dabei zu haben die man für den Uphill wieder ausziehen kann. Unter dem Helm macht sich eine dünne Stoff-oder Fleecemütze ganz gut. Bei sehr nassen Bedingungen ist eine Hose mit wasserdichtem Sitbereich oder gar eine Regenhose oder Regenshort zu empfehlen. Denn bei Wasser auf dem Boden ist der Hintern als erstes nass. Schutzbleche für das Hinterrad am Fully und im Gelände machen nur wenig Sinn und fliegen in härterem Gelände-einsatz davon.

Mountainbike Trainer Fabian Arzberger im Matsch

Problemzone Hände: Es gibt von einigen Herstellern spezielle Winterhandschuhe zum Mountainbiken. Denn das Gefühl an Lenker und Bremse ist sehr wichtig und sollte auch wenns kalt ist nicht mit einem zu dicken Handschuh gehemmt werden. Karbon Bremshebel oder Überzieher über den Alu-Hebeln lassen den Bremsfinger nicht so schnell auskühlen.

Gravity Fahrtechnik Kurs in Beerfelden im Regen

Problemzone Füße: Im Winter ist es manchmal auch für den Klickpedal-Fahrer sinnvol auf Flat-Pedale zu wechseln. Bei glitschigem Untergrund kann man so den Fuß schneller vom Pedal nehmen und auch wieder aufstellen. Mit Klickpedalen bildet sich oft eine Kältebrücke, da das Pedal-Cleat direkt unter den Fußballen eingeschraubt ist. Hier kann eine Isolier-Einlage für die Schuhe helfen. Auch Überschuhe machen durchaus Sinn für die kalte Jahreszeit.

Mountainbike Kurse im Schnee

Material: Bei gutem wie auch bei schlechtem Wetter ist der Reifen ein wichtiger Faktor am Bike, denn er verbindet es mit dem Boden. In der Regel versucht man die Traktion so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Dazu brauch man einen Reifen der zumindest einigermassen für den aktuellen Untergrund und die eigene Fahrweise passend ist. Bei Schnee, Regen, Matsch und auch lockeren Böden wählt man in der Regel einen Reifen der stark profiliert ist um genug Halt auf dem Untergrund zu bieten. Ebenso sollte er genug Platz zwischen den Stollen haben, damit er sich auch beim Fahren wieder selbst vom Dreck befreien kann. Ein waschechter Matschreifen ist in dieser Hinsicht noch extremer, was sich noch besser auf Grip und Selbstreinigung auswirkt. Allerdings mit dem Nachteil des noch höheren Rollwiderstandes.

Gute Profile für die Winter- bzw. Regnezeit sind z.B. von Schwalbe ‚Fat Albert‘, ‚Magic Mary‘ oder der Matschreifen ‚Dirty Dan‘. Auch der Luftdruck spielt eine wichtige Rollen, denn je weniger Druck -> umso höher die Auflagefläche -> umso besser der Grip. Dafür wird der Reifen allerdings auch wieder Plattfuß-anfälliger.

Mountainbiken im Regen mit Schirm

 

Bei Schlechtem Wetter kann ein kleines Schutzblech am Vorderrad auch nicht schaden. Es muss ja nicht ein riesen Steck-Schutzblech sein, sondern oft reicht auch schon ein kleiner ‚Marsh Guard‚. Jeder Spritzer Dreck und Wasser ins Gesicht mindern die Sicht. Und man kann das Vorderrad ja nicht über jede Pfütze heben.

Wenn man also ein paar Dinge beachtet, kann man auch bei schlechten Bedingungen und Kälte viel Spass im Wald haben. Denn wer nur bei schönem Wetter fährt, wird seine Leistungsgrenze kaum erweitern können und wird bei plötzlich einbrechendem Schlechtwetter schlechte Karten haben. In diesem Sinne ‚Let it Ride‘ und bis bald, auch bei verregneten Kursen, Fabian